Acryl Maltechniken

Wenn ich ein abstraktes Bild zu malen beginne, habe ich meistens nur eine ungefähre Vorstellung davon, wie es aussehen soll. Vor mir liegt eine weiss grundierte Leinwand. Meine aktuelle Emotion und meine Tagesstimmung beeinflussen die Auswahl von Acrylfarben und Pigmenten. Manchmal teile ich zu Beginn meine Leinwand mit Strichen und Formen aus Kohle oder Graphit in verschiedene Bereiche ein. Dadurch ergibt sich die Idee zur Komposition und Farbaufteilung des Bildes. Oft arbeite ich auch rein intuitiv. Bei Verwendung von Pigmenten (Farben im Trockenzustand), mische ich diese mit Binder oder Acrylemulsionen, welche die Haftung auf der Leinwand ermöglichen. Sobald ich dann die erste Acrylfarbe aufgetragen habe, entwickelt sich eine Idee nach der anderen und meine anfängliche Vision verwandelt sich allmählich in etwas Unerwartetes und Wunderbares.

Bei der Acrylfliesstechnik verdünne ich die Acrylfarben mit einem Acrylmedium und Wasser, so dass ich sie nacheinander auf die Leinwand fliessen lassen kann. Dann entstehen dort durch das Zusammenfliessen der Farben einzigartige Effekte.

Die einzelnen bzw. ineinanderfliessenden Acrylfarben verteile ich auf der Leinwand mithilfe eines Werkzeugs, nämlich dem Spachtel, und verschiebe sie auf bestimmte Bereiche im Bild.

Bei der Nass-in-Nass Technik verarbeite ich die Acrylfarben nass. Über eine bereits aufgetragene Farbe verteile ich zeitnah eine weitere Farbe auf der Leinwand. Manchmal besprühe ich vor dem Auftrag der Farben die Leinwand mit Wasser oder verdünne die Farben stark mit Wasser und «giesse» sie auf die Leinwand. Dadurch entsteht ein Effekt wie bei der Aquarellmalerei. Bei dieser Technik muss zügig gearbeitet werden.

Bei dieser Technik bringe ich die Farbe mit einem (fast) trockenen Pinsel und wenig Acrylfarbe auf die Leinwand. Dadurch kann ich Flächen interessant und strukturiert gestalten.

Bei Schüttungen giesse ich die mit einem Binder und Wasser vermischte, flüssige Acrylfarbe mit einem Becher über die Leinwand. Durch solche Farbschüttungen entstehen auf der Leinwand viele verschiedene organische Formen.

Mit Acrylfarbe und Alkohol lassen sich spannende Hintergründe gestalten. Ich benutze dazu Isopropylalkohol mit einem Alkoholgehalt von 99,9%. In die noch nasse Acrylfarbe wird Alkohol getropft, so dass damit schöne Effekte erzielt werden.

Bei der Pastelltechnik benutze ich ausschliesslich hochpigmentierte Pastellkreiden, die den Vorteil haben, dass ich sie mit den Fingern direkt auf der Leinwand vermischen kann. So ist es möglich, dass zarte Farbübergänge und Farbnuancen entstehen.

Eine Lasur ist eine transparente oder semitransparente Beschichtung mit Acrylfarben auf einem Maluntergrund (Leinwand, Holz, Papier etc.). Oft trage ich dabei sehr viele einzelne Schichten auf, so dass feine und zarte Übergänge entstehen. Um ein Bild in der Lasurtechnik zu malen, benötige ich sehr viel Zeit, weil die einzelnen Schichten durchtrocknen müssen, bevor ich eine weitere Schicht auftragen kann.

In meinen künstlerischen Arbeiten entsteht durch die Mischtechnik eine faszinierende Verschmelzung von Acrylfarben mit einer Vielfalt an natürlichen und ungewöhnlichen Materialien. Ich verwende traditionelle Elemente wie Kohle, Graphit und Asche, ergänze diese aber mit texturreichen Zusätzen wie Sand, Marmormehl und Rügener Kreide. Darüber hinaus bringen Schlämmkreide, Papier und Wachs eine organische Tiefe in jede Komposition. Für eine unerwartete Wendung sorgen auch exotischere Materialien wie getrocknete Blüten, Blätter, Kaffee, sowie industrielle Komponenten wie Rost, Eisenspäne und Giessbeton. Strukturpasten und Krakelierpasten fügen weitere Dimensionen hinzu, während Haftputzgips die Werke mit einer robusten Textur verankert. Diese diversen Materialien erlauben es mir, auf der Leinwand komplexe, taktile Welten zu erschaffen, die die Grenzen traditioneller Malerei sprengen und den Betrachter einladen, immer wieder Neues zu entdecken.

Dieses künstlerisches Konzept vereint die lebendige Welt der gegenständlichen Acrylmalerei mit der Präzision der Fotografie. Inspiriert von einer Reise nach Düsseldorf, wo der pulsierende Medienhafen und insbesondere das ikonische Gebäudeensemble Neuer Zollhof von Frank O. Gehry meine Kreativität weckten, experimentiere ich mit dieser Symbiose der Medien. Auf der Leinwand wird zunächst ein fotografischer Augenblick verewigt, der dann durch den Einsatz von Acrylfarben transformiert wird. Mein Ziel ist es, das Urbild so mit Farben zu überziehen, dass es meine eigenen Emotionen und Erinnerungen aus dem Moment der Aufnahme widerspiegelt, dabei jedoch die Essenz des fotografierten Motivs erhält. So entstehen Werke, die nicht nur ein Abbild der Realität sind, sondern auch eine persönliche, emotionale Landschaft darstellen.